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Vom Barbier zum Friseur - Das Friseurhandwerk in der Geschichte

24.08.2021 10:20

Unser Aussehen ist uns wichtig – euch sicherlich auch, sonst wärt ihr nicht hier. Vor allem den Haaren wird und wurde schon immer sehr viel Aufmerksamkeit gewidmet. Gepflegte und gut frisierte Haare waren schon vor Jahrtausenden ein Zeichen für Wohlstand und Gesundheit. Natürlich legt man auch in heutiger Zeit viel Wert darauf, ordentlich frisiert mit einem gepflegten Haarschopf durchs Leben zu gehen. Unsere Haare sind Ausdruck unserer Persönlichkeit, genauso wie unsere Kleidung. Der Gang zum Friseur gehört zu unserem alltäglichen Leben dazu - und nicht nur für die Frauen! Doch wie entstand eigentlich der Beruf des Frisörs? Kommt einfach mal mit uns auf eine spannende Reise durch die Geschichte rund um das Friseurhandwerk!

Friseurhandwerk damals und heute

Der Friseurberuf kann auf eine mehrtausendjährige Geschichte zurückblicken. Nicht erst mit den Badern und Barbieren des frühen Mittelalters begannen Menschen anderen Menschen die Haare zu schneiden, zu pflegen und zu frisieren. Es sollte aber noch viele Jahrhunderte dauern, bis der Beruf als ehrenwert anerkannt war. Dieser Weg führt uns vom alten Ägypten über das Mittelalter in Europa und die Neuzeit mit vielen Erfindungen und Professionalisierungsschritten im Friseurhandwerk bis in die heutige Zeit der Star-Coiffeure und Meister der täglichen Haarkunst. Cool, oder?

Friseurhandwerk im alten Ägypten

Schon 6000 v. Chr. förderten archäologische Funde Rasiermesser zutage und 3000 Jahre v. Chr. soll es schon die ersten professionellen Friseure in Ägypten gegeben haben. Die Mutter des ägyptischen Königs Teti, Schech, hinterließ eine umfangreiche Sammlung mit kosmetischen und medizinischen Rezepten, die auch Haarfarben, Haarwuchs- und Haarentfernungsmittel beinhalteten. Eine weitere solche Rezeptsammlung entdeckte der Archäologe Georg Ebers auf Papyrus. Bekannt ist auch, dass schon 1400 Jahre vor Christus Henna zur Färbung von Haaren benutzt wurde. Ein pflanzliches Haarfärbemittel, welches auch heute noch umfänglich angewendet wird. Gut so, Pflanzen sind schonend und machen wundervolles Haar mit tollen Tönen und Effekten. Tausendmal besser als jeder chemisch zusammengepanschter Industriescheiss. Doch weiter in der Geschichte, denn darum geht es ja hier.  Im Jahr 1800 v. Chr. gab es die erste überlieferte berufsständische Organisation der Barbiere in Mesopotamien und die ersten Berichte über Klatsch in Friseurläden. Das gute alte Klischee über den Friseur als Person und Ort für Klatsch und Tratsch ist also auch keine Erfindung der Neuzeit, sondern hat weitreichende Wurzeln. Auch der erste künstliche Bart, man kann also sagen, eine erste Art von Perücke, wurde von einer ägyptischen Pharaonin getragen. Keine Geringere als Hatschepsut trägt diesen um das Jahr 1400 v. Chr. herum zum Zeichen ihrer Herrscherwürde. Ihr seht, die Wurzeln unseres schönen Handwerks reichen bis weit in die Antike zurück.

Vom Barbier und Bader zum Friseur

Um die Jahrtausendwende herum begann sich das Friseurhandwerk auch im antiken Griechenland und Rom zu verbreiten und es gibt Nachweise für die Existenz von Friseurschulen. Licinius, ein Friseur in Rom, betrieb einen Prominenten-Friseurladen und die Sklavinnen im alten Rom und Griechenland, die für die Pflege und Frisur der Haarpracht zuständig waren, verwendeten ein erstes tönernes Gerät zum Formen von Locken: die Calamistra.

Friseurhandwerk im Mittelalter

Im alten Rom wurde vor allem die Badekultur besonders hochgeschätzt und zelebriert. Luxuriöse Badestuben entstanden, in denen sich die reichen Herren massieren und salben ließen. Hach, wie schön! Auch die Behandlung des Kopfhaares fand hier statt. Aus dieser Tradition heraus entwickelten sich dann im frühen Mittelalter um 900 herum die ersten öffentlichen Badestuben. Sie wurden von sogenannten Badern betrieben. Und genau hier steigen wir in die Geschichte der Bader und Barbiere ein.

Der Barbier

Die Bezeichnung Barbier leitet sich vom italienischen Wort barbiere, was so viel heißt wie Bart scheren, ab. Und tatsächlich gab es schon im 8. Jahrhundert Barbiere als zuständige Personen für die Bartpflege. Der alte Handwerksberuf war aber noch viel mehr. Barbiere waren, ähnlich wie Bader (zu denen kommen wir noch), für die Körperpflege zuständig, kümmerten sich um Wundheilung und waren als Krankenpfleger aktiv. Zusätzlich war der Barbier auch für Aderlässe, Zahnprobleme, vor allem das Ziehen von Zähnen und für – Achtung! – Klistiere zuständig. Dies wurde zum Beispiel in einem Erlass im 13. Jahrhundert in Venedig auch offiziell so geregelt. Zum Barbier ging also der edle Mann, um seinen Bart pflegen zu lassen, sich zu salben und die Kopfbehaarung zu frisieren und der kleine Mann zur Haarpflege und zur Linderung von allerlei Wehwehchen. Barbiere haben sich wahrscheinlich aus ehemaligen Badeknechten entwickelt und wurden oft auch als Trockenscherer bezeichnet. Das liegt daran, dass Barbiere im Gegensatz zu Badern kein Warmbad anboten, sondern sich nur auf einzelne Aufgaben der Bader konzentrierten. Barbiere sahen die Badestuben als Herde von Krankheiten und Mittel zu deren Verbreitung. Bei den Badern teilten sich Frauen und Männer völlig unbekleidet die Badezuber, was zur schnelleren Verbreitung von Krankheiten beitrug, so meinten die Barbiere. Das gemeine Volk war so gar nicht prüde im Mittelalter!

Der Perückenmacher

Mit fortschreitender Entwicklung der Wissenschaft und der Professionalisierung der Ärzte im 19. Jahrhundert suchten die Barbiere nach weiteren Möglichkeiten, um sich zu spezialisieren. Der Zweig der Perückenmacher entstand. König Ludwig XIII. selbst trug zum Bekanntwerden der Perückenmacherei bei, denn er musste schon frühzeitig seine Haare lassen, wollte aber dennoch nicht auf eine volle Haarpracht verzichten. Manch einer von euch kennt das Problem vielleicht. Im 19. Jahrhundert wurde dann der Rasierhobel erfunden, der es vielen Männern einfacher machte, sich selbst zu rasieren. Die Rasur beim Barbier wurde immer seltener und die Barbiere spezialisierten sich mehr und mehr auf die Kopfhaare der Herren und später auch der Damen.

Der Bader

Bader wurden auch Stübner genannt und waren die Betreiber von Badestuben. Dieser Beruf ist seit dem Mittelalter bekannt. Bader nahmen im Gegensatz zu den Barbieren ein viel größeres Spektrum an Arbeiten und Dienstleistungen vor. Sie kümmerten sich um die Körperpflege, Kosmetik und das Badewesen und hatten oft einen Barbier im Hause, der die Bartschere übernahm. Doch die Bader waren auch die Ärzte der kleinen Männer. Sie übernahmen viele Arbeiten wie Zahnextraktionen, behandelten offene Wunden und Verletzungen und nahmen chirurgische Eingriffe vor, vor denen sich die Ärzte im Mittelalter noch scheuten. Die Bader waren also alles andere als ungebildet und übernahmen wichtige Aufgaben der Chirurgie, auch kleine Chirurgie genannt (Chirurgie = Handwerk) und dennoch zählte dieser Beruf zu den unehrlichen Berufen. Bis zum Jahr 1548 wurden die Bader in einen Topf mit Scharfrichtern, Nachtwächtern, Zöllnern, Abdeckern, Leinwebern und anderen unehrlichen Berufen geworfen. Das bedeutet, dass sie zum Beispiel nicht einfach so eine Gaststätte betreten durften, das Weibsvolk ihnen nicht so zugeneigt war und sie auch oft keine Grabstätte fanden. Der Augsburger Reichstagsbeschluss änderte dies im Jahr 1548 und der Beruf des Baders wurde offiziell und flächendeckend ehrenhaft. In einigen Städten des mittelalterlichen Europas waren die Bader nämlich auch schon weit vorher in die Zünfte aufgenommen worden. So zum Beispiel in Lübeck mit der Lübecker Baderolle von 1350 oder in Würzburg und Hamburg in den Jahren 1373 bzw. 1375.

Weiterentwicklung nach dem Dreißigjährigen Krieg

Nach dem Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648 wurden viele Badestuben geschlossen, sodass die Bader sich teilweise neu orientieren mussten. Viele Bader waren nun gezwungen, ihre Dienste - wie auch viele Barbiere - fahrend anzubieten oder im Freien auszuüben. Außerdem ging ab dem 18. Jahrhundert durch die vermehrte Errichtung von Krankenhäusern auch für arme Menschen, die Bedeutung der Heilkünste durch die Bader immer mehr zurück. Immer mehr Ärzte, die nun nicht mehr theologisch geprägt waren und somit kranke und sieche Menschen durchaus berühren durften, übernahmen auch mehr und mehr die den Badern vorbehaltene kleine Chirurgie. Aber es war nicht etwa nur eine Verdrängung dieses Berufes, sondern eine Professionalisierung. In Preußen wurde aus dem Badewesen das moderne Sanitätswesen entwickelt. Die Gründung der weltbekannten Charité erfolgte in diesem Zusammenhang. Noch bis in die 1950er Jahre existierten teilweise Badehäuser und Krankenhäuser nebeneinander, ehe der Beruf des Baders vollständig verschwand.

Friseurhandwerk Professionalisierung

Die heutigen Friseure, die sich aus der Professionalisierung der Barbiere und deren Ausweitung des Kundenkreises auch auf die Damenwelt, herauskristallisierten, widmen sich nur noch selten der Bartpflege, aus der sie entstanden sind. Dafür wird sich umso mehr um jegliche Belange des Kopfhaares gekümmert. Viele Entwicklungen in Technik und Techniken zur Haarpflege und des Frisierens wie der Dauerwelle oder des Wasserstoffperoxids zum Haarebleichen erweiterten die Kunst der Friseure. Im 19. Jahrhundert bildet sich dann der eigentliche Berufsstand des Friseurs heraus, der damals noch nicht im eigenen Salon die Kunden bediente, sondern zu ihnen nach Hause kam. Im Jahr 1888 wurden Zwangsinnungen, Gesellen- und Meisterprüfungen eingeführt und erste Handwerkskammern gegründet. Ein Jahr später etablierte sich der Verband der Barbier-, Friseur- und Perückenmacher. 1907 wird der erste Salon eröffnet und ab 1916 kam es zu ersten Modenschauen speziell für Frisuren. Die Erfindung des Föhns, der ersten richtigen Lockenwickler, des Dauerwellapparates und der Trockenhaube brachte die Professionalisierung des Friseurhandwerkes maßgeblich voran.

Friseurhandwerk heute

Heute arbeiten Friseure in ganz unterschiedlichen Salons. Vom kleinen Friseurladen um die Ecke bis zum eleganten Nobelsalon des angesagten Hairstylisten ist alles dabei. Die kreative und äußerst vielfältige Arbeit der Friseure möchte kaum jemand mehr missen. Dies verdanken wir dem Wandel dieses Berufsbildes, den wir hier aufgezeigt haben und den unglaublich großen schöpferischen Leistungen der Friseure, die in der Vergangenheit zum Ansehen dieses Handwerks beigetragen haben. Und noch heute gibt es ständig neue Entwicklungen rund um die Kunst des Frisierens und Färbens der Haare. Revolutionäre Schnitttechniken, zum Beispiel von Vidal Sasson oder Dessange setzen hohe Standards an das Friseurhandwerk, denen wir uns verpflichtet fühlen. Bei uns werdet ihr euer Haarwunder erleben! Nicht nur die Damenwelt, sondern auch die Herren sind herzlich willkommen. Bringt auch euren Bart mit, um den kümmern wir uns natürlich auch!

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